Im zweiten Quartal 2024 gab es bedeutende Bewegungen: Politische Ereignisse, technologische Fortschritte und erhebliche finanzielle Einspritzungen haben die Landschaft geprägt. Es überrascht nicht, dass Energie-, Deep Tech- und KI-Startups die Gewinner der Investitionen sind.
Europäische Startups
Wahlen, Energie und aufkommende Technologien
Die Ergebnisse der Europawahlen zu Beginn des Juni warfen schnell Fragen über die Zukunft eines grünen Europas auf – klima-skeptische Stimmen und Widerstand gegen Klimaschutzmaßnahmen gewinnen an politischem Gewicht. Dennoch müssen Nachhaltigkeits-Startups den Kopf nicht in den Sand stecken. Digitale Kreditinitiativen wie das schwedische Unternehmen Cloover unterstützen die Clean Tech und Health Tech Sektoren mit eingebetteten Finanzierungsoptionen. Solche Initiativen könnten die Einführung erneuerbarer Energien inmitten politischer Veränderungen beschleunigen.
Neue Innovationsbereiche gewinnen an Schwung, insbesondere im Bereich der thermischen Energiespeicherung. Diese Technologie, die Energie als Wärme anstatt als Elektrizität speichert, erweist sich als effizientere Methode zur Herstellung von Batterien. Infolgedessen ziehen grüne Energie-Startups in diesem Sektor zunehmend das Interesse von Investoren an.
Laut Dealroom-Daten stiegen die Investitionen in die Energiespeicherung im vergangenen Jahr um 45 %. Ein bemerkenswertes Beispiel ist das schwedische Unternehmen Northvolt, das den bisher größten grünen Schuldenvertrag in Europa in Höhe von 5 Milliarden US-Dollar sicherte. Dieser Deal wurde teilweise von der Europäischen Investitionsbank (EIB) finanziert.
Ein weiteres Clean Tech-Startup, das von der Klimadebatte im Q2 profitierte, ist GridBeyond, das 52 Millionen Euro in Series C-Finanzierung sicherte. Dieses irische Startup nutzt KI, um Innovationen zu schaffen und mit Kunden zusammenzuarbeiten, um den Wert aus Energieerzeugung, -nachfrage und -speicherung zu optimieren und eine null-kohlenstoff Zukunft zu erreichen.
Bill Gates geht nach Europa
Europäische Climate Tech erhält einen weiteren finanziellen Schub von dem amerikanischen Milliardär Bill Gates. Seine Risikokapitalfirma, Breakthrough Energy Ventures, hat sich verpflichtet, Climate Tech-Ventures in ganz Europa zu skalieren und unterstützt neun Startups: Mission Zero (UK), Heart Aerospace (Schweden), Blue World Technologies (Dänemark), Dioxycle (Frankreich), H2site (Spanien), Reactive Technologies (UK), 44.01 (UK), Bloom Biorenewables (Schweiz) und Quell Therapeutics (UK).
Prädiktive KI für die Fabrik
KI-Systeme werden zunehmend in der Industrie eingeführt. Große Hersteller nutzen digitale Zwillings-Technologie und KI, um betriebliche Mängel frühzeitig zu erkennen und zu beheben. Software, die Wartungsbedarfe vorhersagt, gewinnt an Bedeutung, wobei das Schweizer Startup EthonAI und das deutsche Startup Daedalus in den letzten Monaten 16,5 Millionen US-Dollar bzw. 21 Millionen US-Dollar aufgebracht haben.
Globales Startup-Universum
Deep Tech im Aufschwung
Investmentfirmen und Venture-Studios beschleunigen Deep Tech-Innovationen in KI und VR durch Finanzierung und Unterstützung. Im Fernen Osten haben das saudische Ministerium und die Hashgraph Association 250 Millionen US-Dollar in ein Deep Tech-Venture-Studio investiert. Darüber hinaus hat Micron Ventures 200 Millionen US-Dollar für Deep Tech-Unternehmen bereitgestellt.
Die Roboterindustrie erholt sich ebenfalls von der post-pandemischen Verlangsamung. Während wir uns in die zweite Jahreshälfte bewegen, ist 2024 auf dem besten Weg, die Zahlen des letzten Jahres zu übertreffen, mit bisher 4,2 Milliarden US-Dollar Investitionen. Investitionen in Humanoiden – Roboter, die so gestaltet sind, dass sie dem menschlichen Körper in Aussehen und Funktionalität ähneln – florieren besonders. Das norwegische Startup 1X, das OpenAI als frühen Unterstützer zählt, hat in diesem Jahr 100 Millionen US-Dollar für die Entwicklung seiner humanoiden Roboter gesammelt.
Größte globale Finanzierungsrunden: Geld für KI
Horizontale KI- & ML-Plattformen führen das Feld an und erleben einen Anstieg der Finanzierung, während sie KI-Modelle erstellen, bereitstellen oder optimieren. Cloud-Dienste gewinnen ebenfalls erheblich an Bedeutung.
Das in San Francisco ansässige Sigma Computing hat insgesamt 558 Millionen US-Dollar an Eigenkapitalfinanzierung gesammelt. Dieses Cloud-Startup bietet Live-Zugriff auf Cloud-Datenlager und wird von Sutter Hill Ventures, Avenir Growth Capital, XN, NewView Capital und Snowflake Ventures unterstützt.
Das deutsche KI-Startup DeepL hat insgesamt 400 Millionen US-Dollar an Eigenkapitalfinanzierung für seine Übersetzungsplattform gesichert. Gegründet im Jahr 2017, entwickelte sich DeepL aus dem mehrsprachigen Wörterbuch Linguee und hat seine KI-Sprachübersetzungstechnologie seit sieben Jahren verfeinert. Mit 20.000 Unternehmen und Regierungsstellen weltweit als Kunden wird es von ICONIQ Growth, WiL (World Innovation Lab), Teachers' Venture Growth, Bessemer Venture Partners und Benchmark unterstützt.
Das Design-Tool Figma, ebenfalls mit Sitz in San Francisco, hat insgesamt 749,1 Millionen US-Dollar an Eigenkapitalfinanzierung gesammelt. Diese Finanzierung wird auch die KI-Entwicklung unterstützen: Im letzten Monat kündigte Figma die Einführung von KI-Funktionen in sein kollaboratives Design-Tool an, um kleine Aufgaben zu beschleunigen. Die Unterstützer von Figma sind Haystack, Daniel Gross, Sequoia Capital, Andreessen Horowitz und Fuel Capital.
Quellen:
theverge.com
sifted.eu
alleywatch.com
pitchbook.com
techcrunch.com